Konzertante Hochkaräter für die Kunden
von KARL SCHWAGER
Hechingen. Klassische Musik ohne Schnickschnack, dafür aber mit viel Herzblut: Die Junge Symphonie Reutlingen begeisterte beim 7. Neujahrskonzert der Volksbanken im vollbesetzten Hechinger Museum.
Einmal in Jahr organisieren die Volksbank Balingen mit ihrer Filiale in Hechingen und die Volksbank Hohenzollern ein gemeinsames Konzert als Zeichen des Dankes für ihre Kunden. "Auch wenn wir normalerweise gegeneinander antreten, können wir es miteinander", verriet der Vorstand der Volksbank Hohenzollern, Franz Steinhardt, mit Blick auf seinen Balinger Kollegen Joachim Calmbach. Steinhardt zog in knappen Worten die Jahresbilanz 2012. "Ein schwieriges Jahr", räumte er ein. Nach nahezu nahtlosem Übergang von der Finanzmarkt- in die Staatsschuldenkrise gehe Europa mittlerweile ins sechste Krisenjahr. Verlässlichkeit im Bankensektor sei mehr denn je Gebot der Stunde. Eine Tugend, die sich die Volks- und Raiffeisenbanken anders als zahlreiche Großbanken bewahrt hätten. Auch 2013 würden die Genossenschaftsbanken ihrer Rolle als Stabilitätsanker gerecht werden, versprach er, bevor der Dirigent der Jungen Symphoniker aus Reutlingen, Rainer Schmid, den Taktstock für den ersten musikalischen Streich des Abends in Richtung Hallendecke reckte.
Smetanas "Moldau" hatten sie sich zum Auftakt vorgenommen. Ein Meisterwerk mit Gänsehauteffekt, bei dem die jungen Musiker präzise, hoch motiviert und dennoch locker und leicht aufspielten. Zu Recht gab’s hierfür stürmischen Beifall und ebenso wenig später für Alexander Arutunjans Ausnahmewerk "Konzert für Trompete und Orchester" aus dem Jahr 1923. Auch die zweite Kostprobe des Konzertabends bestach, besonders tat sich der junge Solo-Trompeter Alexander Flamm hervor. Nicht der letzte Höhepunkt des durchgängig hochkarätigen konzertanten Reigens: Etwa bei den gefühlvoll-melancholischen "Bachianas Brasilieras Nr. 5" von Heitor Villa-Lobos ließen die Musiker gemeinsam mit der Sopranistin Ulrike Härter zu gleicher Zeit die Sonne auf – und untergehen. Ebenso ins Schwarze traf "Unbegun Symphony" von Peter Schickele, der Klänge des amerikanischen Folk mit populären Melodien von Bach, Strauß, Beethoven und anderen Großmeistern der klassischen Musik kreuzte. Ein nicht alltägliches Vergnügen, bevor sich das Publikum eine letzte Zugabe erklatschte. Man werde auch künftig an der Tradition der gemeinsamen Neujahrskonzerte im Hechinger Museum festhalten, versprach Joachim Calmbach, bevor die Zeit für’s gesellige Büfett im Foyer gekommen war.
von KARL SCHWAGER, Schwarzwälder-Bote, 13.01.2013