Von sehr leise bis sehr laut
METZINGEN. »Man ist sofort in der Geschichte drin«, beschreibt Stephen Blaich das Oratorium »Elias« von Felix Mendelssohn Bartholdy, das damit beginnt, dass der Prophet den Fluch der Dürre verkündet, sollten die Menschen nicht von der Vielgötterei der Baalskultur ablassen. Erst dann setzt die Ouvertüre ein, in der die Dürre beschrieben wird. Die Kantoreien von Blaubeuren und Metzingen führen das Werk am 9. und 10. November in der Stadtkirche von Blaubeuren beziehungsweise in der Martinskirche Metzingen auf, jeweils um 19 Uhr. Dabei handelt es sich um eine Kooperation der beiden Bezirkskantoren Stephen Blaich und Bettina Gilbert.
Es ist das zweite große kirchenmusikalische Stück, das die Metzinger in diesem Jahr erarbeiten und aufführen. Erst im April war die dreistündige Matthäus-Passion in der Martinskirche zu hören. Nach dem barocken Bach-Werk nun also eines der beiden romantischen Oratorien von Mendelssohn Bartholdy.
Stephen Blaich kennt seit einem Praktikum während des Studiums seine Kollegin Bettina Gilbert, die mit dem Vorschlag an ihn herantrat, den »Elias« gemeinsam auf die Beine zu stellen. Anders als bei der Matthäus-Passion mit der Pfullinger Kantorei, wo jeder der Kirchenmusiker die Aufführung in der eigenen Kirche dirigierte, teilen sich Gilbert und Blaich hier auf: Der Metzinger Kantor beginnt, den zweiten Teil übernimmt an beiden Orten die Blaubeurener Dirigentin.
50-köpfiges Orchester
120 Sänger(innen) bilden den Chor, jedenfalls in der einschiffigen Kirche in Blaubeuren. In Metzingen finden lediglich hundert Platz. Das etwa 50-köpfige Orchester, wieder die Junge Sinfonie Reutlingen, aber noch größer als bei der Matthäus-Passion, wird mit »richtig viel Bläsern«, zusammen mit dem Chor, dafür sorgen, dass »von sehr leise bis sehr laut« ein »enormes dynamisches Spektrum« entsteht, verspricht der Metzinger Kantor. Darin liege die Schwierigkeit bei diesem Mendelssohn-Oratorium. Diese darin steckenden Effekte gelte es, herauszuarbeiten.
»Eine riesige Klangfarbenpalette, wie es sie vor der Romantik nicht gab«, erwartet das Publikum. »Da wird auch mal eine Klarinette mit einer Geige kombiniert.« Jeweils zwei Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotte, Trompeten verlangt das etwa zweistündige Stück sowie vier Hörner und drei Posaunen. Die Solisten sind: Jana Bartho und Bärbel Giebeler (Sopran), Mercedes Heim (Alt), Alexander Efanov (Tenor) sowie Christian Feichtmair (Bass) als Elias.
Es handelte sich bei dem Oratorium um einen Auftrag aus England, wo auch die begeistert gefeierte Uraufführung im Jahr 1846 über die Bühne ging. Auch in Amerika blieb die Popularität bis heute erhalten. In Deutschland wurde die Kirchenmusik zunächst kühl aufgenommen und später von den Nazis mit Aufführungsverbot belegt, wiewohl Mendelssohn, der aus einer jüdischen Familie stammte, evangelisch getauft war.
Wiewohl eigentlich acht Solisten vorgesehen sind, begnügen sich Gilbert und Blaich hier mit Fünfen. Das Doppelquartett »Denn er hat seinen Engeln befohlen« wird vom Chor übernommen und für die vier Frauenstimmen an einer anderen Stelle kommt zu den drei Solistinnen Cornelia Grantz-Hild aus dem Chor mit einem Solopart hinzu.
»Eine tolle Geschichte«
Für Stephen Blaich ist der »Elias«, eine »tolle Geschichte für die Bühne«: von den Stimmen her eher wie eine Oper festgelegt. Zeige der erste Teil die starke Hand Gottes, würden im Zweiten auch Elias' Selbstzweifel dargestellt.
Dirigiert hat der junge Martinskirchenkantor das Mendelssohnsche Oratorium noch nie, etwa die Hälfte des Metzinger Chors dagegen kennt das Werk von einer Aufführung mit Vorgänger Otto Heymann. Das Konzert läuft im Rahmen des Veranstaltungsrings Metzingen, Karten gibt es beim i-Punkt der Stadt auf dem Lindenplatz. (GEA)