Presse

Reutlinger Generalanzeiger, 21.10.2014

Die Cellistin hat’s gerockt

von ISABELLE WILTGEN, GEA

REUTLINGEN. Die Junge Sinfonie Reutlingen hat am Sonntag mal wieder mit einem Konzert der Extraklasse geglänzt. Mit welcher Professionalität dieses Orchester mit Musikern von doch so jungen Jahren sowohl Klassiker als auch moderne Stücke aufführt, das ist schon recht erstaunlich! Kein Wunder, dass ein Komponist für diese Musiker komponieren will, wie Pavel Klimashevsky, dessen »Decemberdy« hier uraufgeführt wurde.

Der ebenfalls junge Komponist (Jahrgang 1984) ist als Bassist im Jazz zu Hause, und das ist in diesem Stück kaum zu überhören: Klarinettenklänge à la »Rhapsody in Blue« gibt’s da, Walking-Bass-Linien in den Tubas und Big-Band-Grooves im Blech. Diese sind nicht zu laut, dafür aber sehr elegant. Die Musiker der Jungen Sinfonie spielen dieses Stück mit der ihnen charakteristischen jugendlichen Leichtigkeit, aber gar nicht salopp, sondern mit akribischer Genauigkeit. Die dissonanten, kratzigen Linien spielen die Streicher sicher und problemlos und zeigen so, dass sie auch in der Neuen Musik zu Hause sind.

Elgars Konzert als Höhepunkt

Höhepunkt dieses Abends war jedoch der Auftritt von Solocellistin Anne Mauz, die zusammen mit dem Orchester das eindrucksvolle Cello-Konzert in e-Moll von Edward Elgar darbot. Ganze vier Mal wurde sie vom Publikum durch zahlreiche Bravos wieder auf die Bühne gerufen. »Richtig krass geil war’s«, meint eine junge Frau während der Pause. »Die hat’s gerockt!«, sagt eine andere.

Und Recht haben sie! Mauz übermittelt Elgars Sehnsucht, Zärtlichkeit und trotzende Verzweiflung sehr überzeugend. Das wird gleich in den vier eindringlichen Akkorden im Cello deutlich, die zu Beginn des ersten Satzes des Elgar-Werks erklingen: Das Publikum spürt sofort die düstere Atmosphäre, die der Komponist da musikalisch erzeugen will. Die Streicher, Klarinetten und Hörner des Orchesters antworten dem Cello sanft und Anteil nehmend.

Schade, dass die Holzbläser teilweise bei den schnelleren Cellosolopassagen die Cellistin von der Lautstärke her übertünchten. Trotzdem hat man gehört, dass sie auch diese virtuosen Tonfolgen mit Kraft und keiner Spur Aufgeregtheit spielte. Im zweiten Teil des Konzertes brachte die Junge Sinfonie die dritte Symphonie von Johannes Brahms auf die Bühne. Sowohl die herrlichen Melodien des zweiten Satzes als auch das energische Thema des vierten Satzes spielen die Musiker sehr nuanciert. Den menuettartigen dritten Satz interpretieren sie recht schnell – der Satz war trotzdem wegen seiner elegischen Natur zum Dahinschmelzen!

Dirigent Rainer M. Schmid ermutigt die Musiker zu aufbrausendem, leidenschaftlichem Spiel, fordert aber auch mit einer subtilen Handbewegung Zurückhaltung. Die Musiker nehmen ihren Chef ernst, und so funktioniert das Zusammenspiel wunderbar. Resultat für den Hörer: Er geht nach dem Konzert ganz beflügelt nach Hause. (GEA)

von ISABELLE WILTGEN, GEA, 08.07.2014

Südwest Presse, 08.07.2014

Barockzitat und Tangoschritt

von SUSANNE ECKSTEIN

REUTLINGEN. Ihren hohen Anspruch hielt die Junge Sinfonie auch in diesem Sommerkonzert aufrecht – mit Johanna Bohnen als Solistin und Rainer M. Schmid am Pult.

Einfach so aus dem Handgelenk geschüttelt werden die wenigsten Musikwerke. Die Junge Sinfonie stellte das aktuelle Programm mit Werken von Nikolai Rimsky-Korsakow, Astor Piazzolla und Luciano Berio bewusst unter das Motto “Umarbeiten-Arrangieren-Restaurieren”.

Gleich mehrfach umgearbeitet hat Rimsky-Korsakow seine Tondichtung “Sadko”, zuletzt gar als Oper. Auf den Notenpulten lag vermutlich die dritte (definitive) Orchesterfassung von 1892, sorgfältig umgesetzt von den Musiker(innen) unter Schmids stets klarem Dirigat. Eher behutsam steigerten sie das Wogen und Fließen der See sowie die Tanzmelodie des Guslispielers Sadko zum Sturm, dem dieser Einhalt gebietet, indem er die Saiten zerreißt. Sanfte Harmonie beschloss das farbige Seestück.

Die “Vier Jahreszeiten” waren dieses Mal nicht von Vivaldi, sondern von Astor Piazzolla: eine Hommage an den Barockmeister und dazu eins von zahlreichen Arrangements, in diesem Fall für Solovioline und Orchester. Piazzollas Tango-Nuevo-Stil fordert Schärfe, Präzision und Leidenschaft; die Junge Sinfonie hielt sich jedoch mehr auf der “klassisch” kultivierten Seite, stilistisch eins mit der ehemaligen Junge-Sinfonie-Geigerin Johanna Bohnen, die seit einigen Jahren im Bruckner-Orchester Linz die zweiten Geigen führt und hier den Solo-Part übernahm. Detailgenau ausgearbeitet, rein im Ton und technisch sicher meisterte sie vertrackte Rhythmen, Sprünge, Doppelgriffe und den raffinierten Wechsel zwischen Barock-Zitat und Tango-Schritt, sorgsam assistiert vom Orchester. Wo andere rau reißen, wurde hier eher behutsam gefeilt.

Der detailgenau die Partitur auslotende Zugriff passte besser zum dritten und gewichtigsten Stück des Abends: “Rendering” (Wiedergabe, Ehrerbietung) von Luciano Berio, komponiert aufgrund der Orchesterfragmente D 936A von Franz Schubert, deren Kopien Berio vielleicht auf dem Schreibtisch seiner Frau vorfand, während diese als externe Mit-Herausgeberin der Neuen Schubert-Ausgabe daran arbeitete: im Klaviernotat festgehaltene Entwürfe zu (vermutlich) drei Sätzen.

Berio instrumentierte sie und ergänzte die mutmaßlichen Lücken nach Art der Fresko-Restaurierung, indem er sie mit selbst komponierten Retuschen füllte, einem faszinierenden Gespinst aus Flächen, Floskeln und Schubert-Schnipseln, das mit dem silbrigen Klang der Celesta und der sensiblen Tongebung der Jungen Sinfonie einen eigenartigen Zauber entfaltete.

Das Orchester widmete sich dem schwierigen Werk mit viel Feinsinn und Hingabe. Die (beinahe) originalen Schubert-Passagen erhielten das richtige Maß von Gefühl und Ausdruckskraft; himmlisch schön die Soli von Oboe und Fagott, die die Hörenden sanft in einen Zauber bannten, der einem quasi einen Blick in die verlorene Zukunft von Schuberts Musik erlaubte, sensibilisiert durch die als sanfte Verwirrung eingeschobenen Retuschen Berios, die vom Orchester in allen Details und farbigen Schichtungen transparent gemacht wurden.

Da für einen Finalsatz bislang kein Material gefunden wurde und Berio nur die überlieferten drei Sätze bearbeitet hat, ging “Rendering” mit dem sich auflösenden Scherzo-Teil zu Ende. Eine gute Idee, als Zugabe und Ersatz-Finale einen furiosen Abschnitt aus dem 1. Satz zu wiederholen – zur Freude des lang und lebhaft applaudierenden Publikums.

von SUSANNE ECKSTEIN, SWP, 08.07.2014

Reutlinger Generalanzeiger, 08.07.2014

Gewagtes Programm

von ISABELLE WILTGEN, GEA

REUTLINGEN. Bei Astor Piazzolla denkt man immer nur an Tango. Doch als junger Mann war der Argentinier ganz der klassischen Musik hingegeben. Seine »Vier Jahreszeiten« in den Kontext von Vivaldis »Vier Jahreszeiten« zu rücken, ist also nicht ganz verkehrt. Intertextualität gibt es nicht nur in der Literatur, sondern auch in der Musik. Das hat die Junge Sinfonie verstanden, und daraus ein ganzes Programm erarbeitet.

So erklingt am Sonntag in der Stadthalle Piazzollas Werk in der Überarbeitung von Leonid Desyatnikov. Da wimmelt es nur so von Vivaldi-Zitaten! Johanna Bohnen, die Solistin, malt wie ein Eiskunstläufer auf dem Boden Kreise mit ihrem Bogen: Vivaldis Winter lässt grüßen. Doch dann scheint das Eis zu brechen. Die jungen Streicher aus dem Orchester lassen ihr Instrument krächzen. Scharfe Dissonanzen machen deutlich: Jetzt sind wir wieder bei Piazzolla.

Den tief beseelten Tango des Argentiniers mit dem nötigen leidenschaftlichen Schwung zu interpretieren, ist eine Kunst, die den jungen Musikern der Jungen Sinfonie, schwer zu schaffen macht. Sie haben deutlich Spaß an den perkussiven Passagen des Werkes, bleiben auch bei abrupten Taktwechseln stets im Rhythmus, doch fallen einige Gefühlsausbrüche dieses temperamentvollen Werkes etwas zu gezügelt aus. Kompliment jedoch an die junge Cellistin, die mit beeindruckendem Perfektionismus ihrem Solo einen tiefgründigen Ausdruck verschafft.

Tonmalerisches Werk

Doch die Zügel, die Dirigent Rainer M. Schmid seinen Musikern angelegt hat, sind nicht immer unangebracht. Rimskij-Korsakows Orchesterphantasie »Sadko« fängt beispielsweise mit einem behutsamen, weichen Trommelschlag an, der das Bild des sanft wogenden Wassers zu malen beginnt. »Sadko« basiert auf der russischen Volkssage »Sadkos Abenteuer«. Sie handelt von einem russischen Kaufmann und Musiker, der auf einer Seereise auf den Meeresfürsten stößt, der als Tribut sturmfreier Weiterfahrt ein Menschenopfer fordert. Sadko muss sich selbst vom Schiff ins tiefe Meer stürzen – dies wird musikalisch durch eine Abwärtsbewegung in Halb- und Ganztonschritten symbolisiert. Der Jungen Sinfonie gelingt es, diese und andere Feinheiten in diesem anspruchsvollen tonmalerischen Werk mit angemessener Dynamik durchleuchten zu lassen.

In Luciano Berios »Rendering« beweisen die Instrumentalisten, dass sie in vielen musikalischen Sprachen bewandert sind. Der zeitgenössische Komponist Luciano Berio versucht in seinem Werk, Schuberts unvollendete 10. Sinfonie, die nur fragmentarisch überliefert ist, in ihrer Unvollständigkeit zu Gehör zu bringen. Die Lücken in Schuberts Werk füllt der Komponist vorsichtig mit blassen, fernen Klängen. Da wo Schubert aufhört und Berio anfängt, erklingt eine Celesta als Signal. An einigen Stellen bleibt jedoch unklar, was da authentischer Schubert ist und was von Berio dazu komponiert wurde. Aber gerade diese Unklarheiten machen das Werk interessant. Für die Musiker war das Interpretieren dieses Werkes sicherlich ein Abenteuer. Respekt, dass sie das gewagt haben! (GEA)

von ISABELLE WILTGEN, GEA, 08.07.2014

Reutlinger Generalanzeiger, 03.01.2014

Reife Leistung

von HEIKO REHMANN

REUTLINGEN. Rhythmisches Pizzicato der Streicher und eine träumerische Melodie, gespielt von der Oboe erfüllen den Georgensaal. Dann brausen Streichersturm und Trommelwirbel durch den Raum. Die junge Sinfonie Reutlingen gab mit ihrem Silvesterkonzert in der Waldorfschule einen rauschenden Ausklang des Jahres.

García Marqués ganz auf den Effekt hin komponiertes Danzón Nr. 2 spielen die jungen Musiker mit tänzerischer Leichtigkeit und temperamentvoll zugleich. Milena Mittelbach, erste Geigerin des Orchesters, spielt ihr Solo leicht verhalten, aber sehr einfühlsam. Dem Dirigenten Rainer Schmid gelingt es, das Ensemble wunderbar rhythmisch und dynamisch durch den Abend zu führen.

In Ferruccio Busonis Divertimento für Flöte und Orchester gibt Martha Flamm mit etwas scharfem Anlaut aber einfühlsamem Vibrato das Solo auf der Querflöte. Die schnellen Läufe spielt sie mühelos, die Triller sanft und geschmeidig, während die Streicher ihre Bögen in fröhlichem Spiccato über die Saiten hüpfen lassen.

Großartiger Solist

Die berühmten ungarischen Tänze von Johannes Brahms spielt das Orchester mit der pulsierenden Dynamik und der tänzerischen Leichtigkeit, die man sich von dieser Musik wünscht. Ganz anders dagegen der Charakter von Max Bruchs träumerischer Romanze für Bratsche und Orchester. Sebastian Steinhilber an der Viola zeigt sich hier als umwerfender Solist. Mit einem leichten, fast schon schwebenden Bogenstrich gelingt ihm das Kunststück, einen vollen Ton zu zaubern, der den Saal bis in den hintersten Winkel füllt. Mit einfühlsamem Vibrato spielt er die elegischen Partien, mit Schwung die lebendigeren.

In Modest Mussorgskys "Nacht auf dem kahlen Berg" schöpft das Orchester seinen Stimmumfang voll aus und setzt die Effekte dieser spätromantischen Musik dramatisch in Szene. Ein Grollen, das aus der Ferne heranzieht und sich mit Wucht über dem Publikum entlädt. Tuba, Becken und Kesselpauken, die ein Ausrufezeichen nach dem anderen setzen und das Publikum von den Stühlen reißen. Mit einer reifen musikalischen Leistung hat die junge Sinfonie, deren allerjüngstes Mitglied gerade mal 14 Jahre alt ist, das Jahr ausklingen lassen.

von HEIKO REHMANN, GEA, 03.01.2014

Schwäbisches Tagblatt, 02.01.2014

Gelöster Schwung und zündende Rhythmen

von HELLA SCHREIBER

Reutlingen. Es genießt eine Art Kult-Status, das Silvesterkonzert der Jungen Sinfonie. Als Solisten traten dieses Mal die Orchestermusiker Martha Flamm und Sebastian Steinhilber nach vorne. Nicht nur das gehaltvolle Programm und der freie Eintritt, sondern auch die berühmte Silvester-Dreingabe lockten das Publikum so massenhaft in den Saal der Freien Georgenschule, dass weder Programme noch Sitzplätze ausreichten.

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Südwest Presse, 02.01.2014

Mit Fächer und Sombrero

von SUSANNE ECKSTEIN

Das Silvesterkonzert der Jungen Sinfonie Reutlingen im Saal der Freien Georgenschule entwickelte sich erneut zu einem rauschenden Erfolg.

Der Konzertsaal der Freien Georgenschule platzte aus allen Nähten. Die Programmzettel reichten nicht. Und ein Teil des Publikums musste – nach vorheriger Sicherheits-Instruktion – mit Stehplätzen vorlieb nehmen.

Das beliebte Silvesterkonzert lockte wie gewohnt nicht nur mit freiem Eintritt, sondern auch mit einem Überraschungsgag. Man durfte gespannt sein, was sich Rainer M. Schmid und die Seinen diesmal hatten einfallen lassen.

Was hatte etwa der schwarze Sombrero am Bühnenrand zu bedeuten? Dieser galt zunächst dem Auftaktstück, dem mittlerweile fast populären "Danzón No. 2" von Arturo Márquez, der die Sinfonik mit Latino-Rhythmen und Tanzmusik-Schlagwerk zum Swingen bringt. Viel Sorgfalt widmete das Orchester diesem Stück, das mit feinen Soli bestach und mit starken Akzenten die Rhythmen befeuerte.

So leicht, wie Ferrucio Busoni angeblich das Divertimento für Flöte und Orchester op. 52 im Jahr 1920 aus dem Ärmel schüttelte, ist es beileibe nicht. Um so mehr Anerkennung gebührt dem Orchester und der Flötistin Martha Flamm für die Leistung, dieses launige Stück dennoch frisch und geschmeidig darzustellen. Mit souveräner Eleganz in Ton und Phrasierung meisterte Martha Flamm ihren Part und ließ sich nicht einmal vom Lärm aus dem Publikum aus der Bahn werfen.

Derlei kann allerdings passieren – ihrem Orchesterkollegen Sebastian Steinhilber, der nach den drei Ungarischen Tänzen Nr. 1, 3 und 10 von Brahms als Viola-Solist mit Max Bruchs Romanze für Bratsche und Orchester nach vorne trat, blieb diese Erfahrung nicht erspart. Was jedoch zählt, ist die durchgehaltene Intensität der Musik. Steinhilber und das Orchester nahmen das romantische Gepräge dieses verkannten Juwels der Konzertliteratur offenbar gerne auf und steigerten es zu einem hohen Maß an Virtuosität und Gefühl, das man gemeinhin der Bratsche nicht zutraut.

Ein echter Reißer der Programm-Musik bildete den offiziellen Programmschluss: Modest Mussorgskis "Nacht auf dem kahlen Berge". Diesen orchestralen Hexensabbat hatten Rainer M. Schmid und die Seinen geradezu perfekt einstudiert; lustvoll und präzise malten sie alle Details grellbunt aus, da flirrten die Streicher, quiekten die Flöten und knarzte das tiefe Blech nach Herzenslust.

Das Orchester ließ die Geister der Finsternis feiern, bis sakrale Glockenschläge dem Treiben ein Ende setzten und in zarten Klangflächen eine Morgenstimmung vom Feinsten weckten.

Und zunehmende Spannung im Publikum. Da musste nach den Neujahrswünschen des Dirigenten noch etwas kommen – und siehe da: Aus seidig entfalteten Streicher-Schleiern schälte sich der Radetzkymarsch, verschwand wieder, und die Schleier enthüllten Passagen der zuvor gespielten Solostücke, die man von Martha Flamm und Sebastian Steinhilber gerne wieder hörte.

Wie von Zauberhand tauchten danach Sombreros, Blumenketten, Fächer und Hütchen auf, die Geigen wurden zu Gitarren, und dem angewärmten Danzón vom Anfang wurde nun ordentlich eingeheizt, gelöster und schwungvoller als zuvor, und soviel südliche Glut entwickelt, dass die Bühne vibrierte und man zuletzt mit den Musikern aufstehen und mittanzen mochte.

Lang anhaltender Jubel, nochmals der Radetzky-Marsch – und das neue Jahr durfte kommen.

von SUSANNE ECKSTEIN, SWP, 02.01.2014

Reutlinger Generalanzeiger, 23.10.2013

Sensibler Klangsinn und Elan

von CHRISTOPH B. STRÖHLE

REUTLINGEN. Es gibt vieles, das für die Junge Sinfonie Reutlingen spricht. Ein Großteil davon ließ sich beim Herbstkonzert des Orchesters am Sonntag in der Reutlinger Stadthalle erleben. Da musizierten junge Instrumentalisten mit Herz, Können und Verstand unter einem Dirigenten, dessen Begeisterungsfähigkeit ansteckte. Seit 32 Jahren leitet Rainer M. Schmid die Junge Sinfonie und hat sich jenen jugendlichen Elan bewahrt, der diesen "Klangkörper für Musikbegeisterte und Musikbesessene" (so das Programmheft) auszeichnet.

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Reutlinger Generalanzeiger, 05.10.2013

Tasten-Ballerina

von ARMIN KNAUER

REUTLINGEN. Irgendwann in diesem Mozartfest zum Thema "Wunderkind" musste das Wunderkind auch persönlich erscheinen. Weil der Knabe Mozart aus begreiflichen Gründen verhindert war, sprang ersatzweise eine kleine Tschechin in die Bresche. Marie Viola Mojzesowá heißt die Hochbegabung, die am Donnerstagmorgen mit der Jungen Sinfonie und ihrem Nachwuchsorchester im großen Saal der Stadthalle wohl ähnliches Erstaunen auslöste wie seinerzeit der kleine Amadeus.

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Südwest Presse, 25.06.2013

Klangvoll, üppig und spannungsreich

von SUSANNE ECKSTEIN

"Was ist Sinfonik?" fragte unausgesprochen das Sommerkonzert der Jungen Sinfonie Reutlingen in der Stadthalle. Solistin am Flügel: Nathalie Glinka.

Schlicht und ergreifend "Sinfonie" hieß das Stück, das der ehemalige Orchesterpianist der Jungen Sinfonie und nunmehrige Musiker und Komponist Stephan Fink dem Klangkörper quasi auf den Leib geschneidert hat – am Sonntag feierte es Uraufführung.

Es geht darin um ein Spiel mit Erwartungen: Zunächst einmal musiziert das Orchester nicht, sondern tut nur so, wie stets inspirierend und klar dirigiert von Rainer M. Schmid. Nichts ist zu hören außer dem Summen der Belüftungsanlage und dem Knistern, Kichern und Wispern im Publikum, unterbrochen durch eine versehentlich berührte Saite; offenbar ist es ziemlich schwierig, nicht zu spielen. Dann: Hie und da eine Skala abwärts, ein Cello-Ton, Beethoven-Anklänge, ein fettes, doch kurzes Tutti, Blech-Dissonanzen, dazwischen stumme, synchrone Bewegungen. Die Musik blieb – wie Nessie im Sommerloch – quasi unter der Oberfläche, um überraschend aufzutauchen. Das Publikum schien, dem zögerlichen Applaus nach zu urteilen, nicht ganz überzeugt von diesem sinfonischen Ansatz.

Auch beim nächsten Werk war nicht alles präzis zu vernehmen. Fehlt eventuell noch die Akustik-Erfahrung mit dem Großen Saal? Maurice Ravel hat sein Klavierkonzert in G geradezu kammermusikalisch orchestriert, zudem betonten Rainer M. Schmid und die Seinen die impressionistischen Züge darin, malten sozusagen mit feinem Pinselstrich und in (allzu) zarten Farben. Während sie bislang musikalisch Gegenläufiges oder Nebenstimmen gern hervorgehoben hatten, schienen sie dieses Stück eher zu glätten. Ravels schräge Einwürfe wirkten darin wie Fremdkörper, das komponierte Gegeneinander wurde zum harmonischen Miteinander; dabei könnte man die Ecksätze des bluesinspirierten Konzerts auch jazzig-scharf nehmen und die paradoxen Metren im langsamen Mitteilteil umzusetzen versuchen.

Die Pianistin Nathalie Glinka jedenfalls beteiligte sich an dem impressionistischen Farbenspiel mit solistischer Souveränität, subtiler Anschlagskunst und brillanter Technik. Das Spiel der erfolgreichen Guthörle-Stipendiatin ist jedes Mal aufs Neue ein Hörgenuss und fand auch dieses Mal viel Beifall, der erst nach einer Dreingabe endete.

Ein spätes Pendant zu Beethovens "Pastorale" ist die 7. Sinfonie in F von Alexander Glasunow. Vergleichbar ländlich, heiter und unbeschwert kommt zumindest der Kopfsatz daher, während im zweiten, langsamen Satz düstere Bläserharmonien und fugierte Chromatik den Ton angeben. Auch hier der Eindruck: Die Junge Sinfonie spielt diesmal fast zu "schön". Querständig oder dissonant Gesetztes wurde tendenziell eher eingeebnet als nachgezeichnet. Liegts an der noblen Aura des Großen Saals? Dem Orchester auf den Leib geschrieben erschien dann jedoch der Scherzo-Satz, der flink getrillert und frisch arpeggiert vorangetrieben und mit einem forschen Kehraus beschlossen wurde.

Damit spielte sich das Orchester offenbar so richtig warm; im schnellen Finalsatz danach stand es geradezu unter Strom, baute immer wieder neue Spannung auf, ließ Einwürfe blitzen, nahm Anläufe und entlud die Energien in einem präzise funkelnden und krachenden Finale. Das war spätromantische Sinfonik, wie sie sein sollte: klangvoll, üppig, spannungsreich. Das fand auch das frenetisch applaudierende Publikum, das erst nach einer Zugabe zum Gehen bereit war.

von SUSANNE ECKSTEIN, SWP, 25.06.2013

Reutlinger Generalanzeiger, 25.06.2013

Ein Spiel mit Erwartungen

von CHRISTOPH B. STRÖHLE

REUTLINGEN. Für Überraschungen war die Junge Sinfonie Reutlingen ja schon immer gut. Diesmal aber hat sie es auf die Spitze getrieben. Genauer gesagt: der aus Lichtenstein stammende Komponist Stephan Fink, der für das Jugendorchester eine "Sinfonie." (2012/13) geschrieben hat, bei der die Musiker zunächst nur so tun, als würden sie spielen.

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